Meine Seele, sie fliegt,
frei wie der Wind,
dahin über Berge und Täler.
Wär ich ein Vogel,
dann würd‘ ich bestimmt
laut zwitschern und jubilier’n.
Doch ich bin nur ein Mensch,
mein Körper zu schwer,
kann nicht mit den Luftströmen geh´n.
Ich bleibe am Boden,
schwer wiegt die Last,
die an die Erde mich hält.
Der Faden zur Seele
wird straffer und dünn –
was passiert, wenn er reißt, wohl mit mir?
Doch es bleibt noch die Hoffnung
auf Kraft tief in mir,
die den Faden elastischer macht.
Auf dass er noch halte,
verbindet mit mir:
meine Seele, mein inneres Kind.
Und eines Tages
schwing ich mich empor –
Frei von der Last und voll Kraft.
Und flieg mit der Seele
frei wie der Wind,
dahin über Berge und Täler.
Katja Andexel
Dieses Gedicht hat eine Entstehungszeit von über 30 Jahren. Es ist kein Kunstwerk, kein Gedicht, dass man im Deutschunterricht besprechen würde, aber es ist mein Innerstes. Und darauf kommt es bei solchen Gedichten an.
Die ersten 4 Zeilen stammen aus einer Aufgabe, die wir im Deutschunterricht bekamen. Ich kam damals nicht über diese 4 Zeilen hinaus, konnte meine Gefühle einfach nicht in Worte fassen. Ich fühlte, wie es weitergehen sollte, ich sah es vor meinem inneren Auge, aber es war mir unmöglich, es sprachlich auszudrücken.
Aber über die Jahre kamen mir diese Zeilen immer wieder in den Sinn und es bestand die tiefe Sehnsucht, den Text irgendwann zu beenden.
Vor einiger Zeit hörte ich einen Song von Ola Gjeilo. In meinem Kopf formten sich sofort Bilder und die Verbindung zu diesen 4 ersten Zeilen. Das obige Bild ist kurz darauf entstanden, bildnerisch fiel es mir leichter, meine Gefühle auszudrücken.
Erst heute kamen dann auch die Worte zu mir.
Ich bin froh, dass ich meine Gefühle endlich in Worte fassen konnte. Sie geben mir Hoffnung und Stärke. Denn das ist, woran ich glaube. Das ich mich emporschwingen und mit der Seele fliegen lernen kann.
Wie sieht es bei dir aus? Kennst du dieses Gefühl, das da etwas ist, von dem du ganz genau weißt, dass es da ist, du es aber nicht in Worte fassen kannst?